Auch in Prüfungssituationen die Balance wahren und der Intuition vertrauen
Balance und Intuition
„Manchmal besiegen wir alle Gegner, in dem wir aufhören zu kämpfen und uns vollkommen nackt der Berührung des Momentes aussetzen“
unbekannte Weisheit
Balance und Intuition
„Manchmal besiegen wir alle Gegner, in dem wir aufhören zu kämpfen und uns vollkommen nackt der Berührung des Momentes aussetzen“
unbekannte Weisheit
Die Prüfung zum Lehrer für initiatische Schwertarbeit besteht prinzipiell aus 3 Teilen. Erster Teil ist eine schriftliche Ausarbeitung, wo jeder Prüfling seine Essenz aus der Arbeit mit dem Schwert beschreibt.
Zweiter Teil ist die Darbietung verschiedener Katas. Eine Kata besteht aus der Abfolge mehrerer Techniken aus der Schwertkampfkunst und stellt quasi einen Kampf gegen einen oder mehrere imaginäre Gegner dar. Der dritte Teil besteht in der Anleitung zu verschieden Hara-Übungen. Zweck der Hara-Übungen ist, die innere Kraft zur Entfaltung und zum Fließen zu bringen.
Ich stand also an meinem Startpunkt und begann mich zu sammeln. Zu meiner großen Verwunderung stellte ich fest, dass meine Nasenflügel bebten, mein Kinn und meine Hände zitterten und ein paar Tränen sich den Weg über meine Wangen bahnten. Was war los?
Ich spürte die erwartungsvollen Blicke meines Lehrers und der anderen Prüflinge. Jedoch war es mir nicht möglich, einen Schritt zu machen. Sekunden verrannen. Es wurde nicht besser. Mein Verstand sagte mir, dass ich starten müsste. Ich nahm die Blicke der anderen wahr. Stellte sich etwa Angst ein, Angst zu versagen? Nein, es galt nicht eine Angst zu überwinden.
Mein Verstand schaltete vollkommen ab. Von meiner Intuition getragen behielt ich meine Balance und machte den ersten Schritt. Von nun an ging es ohne Unterbrechungen weiter bis zum Abschlussritual.
Während meiner Darbietung merkte ich, dass ich immer schneller wurde. Zuletzt machte ich beim Abschlussritual einen Fehler, der mich dazu veranlasste, ärgerlich den Kopf zu schütteln. Wir sollten doch bei einem Fehler einfach nur lächeln und weitermachen, als ob nichts passiert wäre. Tja, Theorie und Praxis sind oft sehr verschieden!
So, nun kam die Bewertung durch meinen Lehrer. Die zu schnelle Darbietung und das Kopfschütteln wurden natürlich als Kritikpunkte geäußert. Der Rest schien zu passen.
Als ich mich dann zu meinem Sitzplatz begeben wollte, kam von meinem Lehrer die Aufforderung, eine weitere Kata vorzuführen. Oh nein, war ich doch so schlecht gewesen! Ich ging also wieder zu meinem Startpunkt.
Und wieder waren meine Füße wie gelähmt. Dann kam endlich der erste Schritt, und ich bemerkte danach sofort einen Schrittfehler. Lächelnd brach ich die Kata ab, um von neuem zu beginnen. Zuvor hörte ich die mahnende Stimme meines Lehrers, ich solle in der tiefen Berührung bleiben und die Kata ganz langsam vortragen.
Ich nahm ein paar tiefe Atemzüge und fokussierte mich auf diese letzte Kata. Und dann ging alles wie von selbst. Meine Bewegungen waren langsam und doch sehr flüssig. Mir war sofort klar, dass ich keinen Fehler gemacht hatte. Es war somit vollbracht.
Mein Lehrer meinte, wenn ich die Berührung zulasse, wäre ich in meiner ganzen Kraft. Und das wäre dann der Josef, den alle gern sehen möchten.